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Die Körper nackter Frauen, die längst vergangen waren, breiteten sich zwischen ihnen aus und Lue beobachtete wie Aris Hände über sie glitten und ihre ewige Sexualität bewunderten. Nach einer Weile schob er das Heft beiseite und schaute zu ihr auf. Sie schaute zurück und wollte, dass sie ihn berühren konnte. Manchmal fantasierte sie von seinen Händen auf und in ihr, aber die Bilder der Toten kamen hervor und sie ließen sich beide von ihnen verführen.

Sie wussten, dass sie mit anderen schliefen, aber fanden keine Erlösung darin.

„Sex wird viel zu ernst genommen.“, lachten sie und meinten: „Ich will dich ficken und es fühlen.“

Richtung Birke

Ari traf Mia an einem heißen Freitagnachmittag. Es war ein Jahr her, dass er Leif das letzte Mal gesehen hatte, ein Jahr, dass er ihm das erste Mal von ihr erzählt hatte.

Leifs Stimme wehte von der anderen Seite der Straße heran.

Hey Ari, hier drüben … Mia, das ist Ari.

Hey…

Ari ergriff Mias Hand, sie schauten sich für eine Sekunde an, dann senkte sie den Blick und Ari setzte sich zu den beiden an den Tisch.

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Ästhetik der Kontrolle

Ich musste weg vom Diskurs, hin zum Unaussprechlichen, ich wollte eine Ästhetik der Kontrolle finden. Das Ergebnis: Muster…

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Kontrolle ist ein beliebtes Wort, das uns sowohl als Zusicherung (wir haben alles unter Kontrolle) als auch in deren Gegenteil, der Aufgabe, (man kann nicht alles kontrollieren, lass dich fallen) oft begegnet. Ich persönlich verbinde mit Kontrolle meistens das Wort Sicherheit, insgesamt also etwas sehr Biederes aber trotzallem Essentielles. Kontrolle ist für mich besonders dann wesentlich, wenn ich spüre, dass ich sie verliere, also realisiere, dass ich sie scheinbar noch bis eben hatte. Loszulassen, aufzugeben, nicht zu reflektieren fiel mir schon immer schwer und gleichermaßen stört es mich, dass ich es nicht kann.

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Auszug Umzug

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Sie steht an ihrem Fenster der vergangenen 17 Jahre und wartet. Dies ist ihr letzter Umzug. „Wahrscheinlich“, denkt sie, denn sie ist 95 Jahre alt. Die Wohnung hinter ihr bedeutet nichts. Sie hat es einmal, ein Ort der Ruhe, etwas Übersichtliches, mehr denn das Leben davor. Jetzt ist sie leer und ihre Möbel fahren davon. Sie fragt sich, ob sie Trauer fühlen soll, das bestimmende Ende näherkommen, aber nichts, nur Aufregung. Sie weiß, dass ihre Hände zittern, sogar ihre alte Strickjacke, die sie trotz des Klischees liebt und niemals aufgeben würde.

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Reflex

Der Andere stand gestern wieder am Strand, er kommt seit Wochen und immer gegen Abend. Plötzlich taucht seine Gestalt zwischen den Bäumen am Ufer auf und verharrt ohne eine Bewegung, bevor sie wieder verschwindet. Seine lautlose Annäherung verrät ihn, denn die anderen Schaulustigen geben sich niemals die Mühe leise zu sein, und erst durch seine Vorsicht bin ich auf ihn aufmerksam geworden. Manchmal bin ich mir fast sicher, er weiß von mir. Sein Schauspiel ist nur für mich, eine schweigsame Konversation über die Tiefe des Sees, seine Wellen und das Wabern des Mondlichts, das nie bis an sein Gesicht gelangt. Er ist mein Bruder auf der anderen Seite, ein stummer Wächter, der hofft, dass seine Funktion niemals herausgefordert wird.

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