Bild des Anderen

Mia wartete bis Ari sich ausgezogen hatte, dann reichte sie ihm die Kamera. Ihre Nacktheit fühlte sich ungewohnt an, als wäre nicht länger klar, was ihr Körper für sie bedeutete. Ari hielt die Kamera vor sich in die Höhe und trat näher. Mia folgte seinem Beispiel. Deutlich traten die dunklen Haare auf seiner Brust hervor und sie hob die Kamera und drückte ab. Sie ging weiter zwischen Aris Beine und zielte, er nahm ihren Rücken, dann den Mund, sie ein Knie und die Höhle des Schlüsselbeins. Ihre Bewegungen wurden spontaner, ihre Idee zum Spiel und sie gaben sich ihrem entrückten Tanz ohne Berührung hin, der sie doch vollends vereinte. Sie umkreisten einander und speisten ihre Imagination mit den Bildern ihrer Körper. Denn erst durch die Kamera konnten sie sich befreien und endlich neu erschaffen, im Bilde des Anderen und sich selbst.

Zum ersten Mal konnten sie wirklich sehen.

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Richtung Birke

Ari traf Mia an einem heißen Freitagnachmittag. Es war ein Jahr her, dass er Leif das letzte Mal gesehen hatte, ein Jahr, dass er ihm das erste Mal von ihr erzählt hatte.

Leifs Stimme wehte von der anderen Seite der Straße heran.

Hey Ari, hier drüben … Mia, das ist Ari.

Hey…

Ari ergriff Mias Hand, sie schauten sich für eine Sekunde an, dann senkte sie den Blick und Ari setzte sich zu den beiden an den Tisch.

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