Mystère

Ari rückte die Lichterkette zurecht und stützte sich wieder auf die Theke. Er hörte, wie in der Küche der Kühlschrank ansprang und stellte die Musik etwas lauter. Der Laden war komplett leer, er hatte nichts zu tun. Nach einer Weile des Rumstehens nahm er sich eine der Zeitungen und setzte sich nach vorn. Das letzte Licht des Tages fiel durch die Fenster hinein und von hier konnte er die alte Brücke mit ihren üblichen Bewohnern sehen. Er legte die Zeitung  beiseite und beobachtete die alten Männer und Frauen, und die jungen und undefinierbaren unter ihnen, wie sie debattierend und zeternd auf und ab liefen. Ari konnte nicht verstehen, was sie sagten, aber folgte gespannt den Bewegungen ihrer Arme und Beine, den bezeichnenden Falten ihrer Kleidung, die ihre Körper definierten und Muskel und Fleisch zu Organen des Ausdrucks machten. Als die Laternen begannen zu leuchten, beruhigte sich das Schauspiel in plötzlichen Schüben und schließlich saß nur noch eine junge Frau dort, ihren Kopf zurückgelegt, als wollte sie sich sonnen.

Continue reading “Mystère”

Wireless #1

Meine Welt entschwindet zwischen den Zeilen meiner eigenen Fiktionen. Ich fühle es in mir und gehe die paar Stufen herunter. Der Untergrund des Bahnhofs offenbart mir einen Wald von Schließfächern, ich bezahle und schiebe das Päckchen hinein, schließe ab und gehe wieder hinaus. Warme, dreckige Luft aus den U-Bahn-Schächten weht mit mir nach draußen. Mein Mantel flattert leicht im Wind, ich bin mir jeden Schritts bewusst und gleite durch die Nacht, wie der Vorbote meiner eigenen Taten.

Die Schlange vor der Disko ist lang. Ich gehe einfach vorbei und stelle mich nach vorne. Irgendjemand berührt meine Schulter, ich sehe einen geöffneten Mund und das Bild von Blut durchflutet meine Gedanken. Ich drehe mich wieder um. Drinnen gehe ich zur Bar, Whisky und Bier, die Tanzfläche ist proppenvoll, die Menge wogt. Ich klettere auf eine der Emporen und schaue auf das Spektakel, die glänzenden Augen, den Schmuck, die polierten Stangen und sehe die Symbole eines ästhetischen Beginns, textuell markiert.

Continue reading “Wireless #1”

Today is a day like any other

Today is a day like any other. Today is like yesterday, like tomorrow will be. Today I got up and ate stuff I found in the fridge. Today I got on my bike and drove up the hill and placed myself in the little room upstairs. Today the buses drove by and the cars honked. Today I sat together with people and they talked. Now I am at another desk in the library starring at the glass front. Two hours in the future I will drive home. Two hours and half an hour in the future I will sit down and stare at another screen till I go to bed. Today is a day like any other.

Continue reading “Today is a day like any other”

Kontaktglas

Der Schrei verhallt zwischen uns und mein Blut tropft zu Boden, während ich den Schnitt und die Hand, die ihn umgibt, umklammere. Ich schaue nach oben und sehe nur deine kalten Augen. Denn ich will sie zwischen diesen Lippen liegt die Verheißung allen Seins. Nur in der Hitze finde ich mein Verderben. Dann mischen sich die Stimmen in den Moment.

Von der Straße:

Angel ist wie alle anderen. Sie öffnet die Tür, Haut und Glas schwingen, die Erschütterung seines Körpers hervorgerufen durch den Aufprall. Mund und Augen öffnen sich und mitten rein fällt sein Exit. Angel schaut noch hinterher. Dann kauft sie ihr Frühstück.